|
|
Kletterurlaub auf Sardinien
Sardinien – die zweitgrößte Südinsel im Mittelmeer ist nicht nur bekannt für die Costa Smeralda, der Küste der Reichen und Schönen, die dort ihre Luxuskörper dem gelben Strahler aussetzen. Sardinien übt auch eine Faszination auf viele Kletterer aus, welche mehr als berechtigt ist.
Steile rot- bis goldgelbe Felsküsten, der Ausblick aufs smaragdgrüne Meer und das milde südliche Klima bieten ein entspannendes Ambiente für einen vom Büro gebleichten, freiheitsliebenden Menschen.
Von vielen Leuten hört man, dass ein Urlaub auf Sardinien finanziell gesehen nicht gerade ein Schnäppchen sein soll. Das stimmt nicht unbedingt. Zwar ist der Campingplatz (zumindest in Cala Gonone) im Vergleich gesehen vielleicht etwas teurer als anderswo, dafür sind die Sanitäranlagen in sehr gutem Zustand. Außerdem zieht man in Punkto Kosten spätestens beim Kauf von Weinen der Region gleich.
Anreise mit dem Auto:
Über den Brenner entweder nach Genua (ital. Genova) oder nach Livorno. Von dort mit der Auto-Fähre nach Olbia. Wenn das Fährenunternehmen es zulässt Nachtfahrten ohne Unterkunftsbezug zu buchen, ist es empfehlenswert eine Schifffahrt am Abend zu wählen, da man dann gemütlich am Flur im Schlafsack übernachten kann und bei Anbruch des Morgens am Ziel ankommt. Das Meer ist zwar sehr interessant, aber nach einigen Stunden legt sich das rege Interesse am blauen Horizont.
Cala Gonone:
Cala Gonone ist ein kleiner aber feiner Küstenort im Osten der Insel. Umgeben von zahlreichen Klettersektoren, stellt er quasi das Zentrum fürs Klettern im Osten dar. Der Campingplatz ist, wie schon oben erwähnt, empfehlenswert, da dieser sehr zentral liegt und recht komfortabel ist. Empfehlenswert ist es, sich noch mit ein paar Zeltheringen auszurüsten, denn die abendliche Briese ist dann und wann doch recht beachtlich.
Klettergebiete um Cala Conone mit persönlicher Bewertung:
|
Cala Fuili *
Von Cala Fuili war ich etwas enttäuscht was das Klettern betrifft. Dies gilt jedoch nicht für die Bucht selbst und für den Ausblick. Die Routen vorne bei der Bucht sind schon ziemlich abgeklettert und teilweise steigt einem der beißende Geruch verdauter Kletterernahrung in die Nase. Lediglich eine von Lynn Hill eingebohrte Route vertröstet einem. Weiter hinten in der Schlucht waren die Routen schöner und noch nicht so keramisch wie vorne. Es gibt auch einen Bereich mit Routen im oberen siebten und unteren achten französchischen Grad. Über dessen Qualität kann ich leider (noch?!) nicht berichten.
|
|
|
Cala Luna ***
Cala Luna hat mich begeistert. Die Anreisezeit mit dem Boot vom Hafen von Cala Gonone beträgt ca. ½ Stunde, aber das lohnt sich allemal. Klettern und Badespass kann hier kombiniert werden. Links oben eine imposante Felswand, die direkt aus dem Meer rausragt und auch Mehrseillängenrouten bietet (Meineswissens werden Routen von 5c bis 7b geboten). Unten rechts, direkt am Strand, kommen Freunde der steilen Kletterei voll auf ihre Kosten. Goldgelber, überhängender versinterter Kalk zog mich in seinen Bann.
|
|
|
Biddiriscottai ***
Spektakuläre Höhle mit Traumausblick. Empfehlenswert ist diese Gebiet ab Mittag, da man erstens nicht mehr in der prallen Sonne klettern muss und zweitens einen gewaltigen Sonnenuntergang beim Heimspazieren beobachten kann (bei uns war dies halt der Fall). Direkt in der Höhle ist die Kletterei wieder relativ steil und absolut lohnend. In der Höhle sollte mindestens eine 6b raufhängen können. Wenn man bei der Höhle weiter nach rechts geht, findet man auch noch zahlreiche Routen, deren Charakter eher von steiler kleingriffiger Wandkletterei geprägt ist. Phänomenal fand ich eine 6b Route ganz rechts, die aus Konglomerat, roten Kalk mit Basalteinschlüssen bestand.
|
|
|
Dorgali **
Der Herkunftsort unseres geliebten Rossattos, den wir in Rauen Mengen am Campingplatz verputzten. Für dieses Gebiet ist frühes Aufstehen unbedingt notwendig, da man ab Mittag aus der Wand geheizt wird und die Sonne dann das Klettern dort ungenießbar macht. Die Routen dort sind alle relativ steil und bewegen sich im französischen 6. Grad. Ich fand dieses Gebiet zum Klettern zwar nicht schlecht, jedoch nicht herausragend, da man Routen mit diesem Charakter bei uns zuhause auch relativ oft vorfindet.
|
|
|
Arcadia ***
Ein Top-Vormittag- bis Früher Nachmittag-Klettergebiet. Auch wieder relativ steile bis überhängende Routen (6.-7. Grad) zum austoben. Dieses Gebiet hat mich absolut überzeugt, da die Routen sehr abwechslungsreich und knifflig waren und die Temperaturen angenehm waren. Stressig waren teilweise nur die Wespen, die die Zehen in den Flipflops umkreisten. (auch in Biddiriscottai). Gestochen wurde jedoch niemand.
|
|
|
Bouldern in Capo Testa:
Wer einmal einen Bouldertag einlegen oder den Tag der abreise noch mit Bouldern verbringen will, sollte Capo Testa bei St. Teresia im Norden Sardiniens (ca. 2 Stunden von Cala Gonone) einen Besuch abstatten. Beim ersten Anblick dieser ausgewaschenen brachialst rauen Granitblöcken, meint man auf einem anderen Planeten zu sein (griff mir anfangs auf den Bauch, hatte die Befüchtung ein Alien würde gleich rausplatzen).
Zum Bouldern ist dieses Gebiet absolut top. Seilklettertechnisch gibt es zwar vereinzelte Routen, die jedoch nicht so herausragend sind. Weiters fehlen in den meisten Kletterrouten ein paar Bohrhaken. Dies resultiert aus einem Zwist zweier Klettergruppen mit ethisch verschiedenen Auffassungen. Die Granitkletterer sind der Auffassung Granit gehört clean geklettert, die Sportkletterer meinen es sei egal ein paar Bohrhaken im Granit zu versenken, der hielte das doch eh aus.
» Mehr Fotos von diesem Kletterurlaub auf Sardinien
|
Links:
www.pietradiluna.de
Sardinien-Kletterführer von Maurizio Oviglia. Neuerschienen ist jetzt auch eine Topokarte von den Gebieten um Cala Gonone.
www.campingcalagonone.it
Campingplatz Cala Gonone
Fährenanbieter (Falls Buchungssystem nervt, gleich direkt anrufen geht gleich schnell)
www.mobylines.de (haben wir gebucht)
www.corsicaferries.com
www.aferry.de
|